Weltweites Artensterben: Natur- und Klimaschutz sind Zwillinge, keine Gegner

Jetzt haben wir es schwarz auf weiß: Die Menschheit ruiniert weltweit ihr Überlebensfundament – die Basis unserer Volkswirtschaften, Lebensgrundlagen, Nahrungsmittelsicherheit und Lebensqualität. Das sagt Robert Watson, der den bisher umfangreichsten UNO-Bericht zum Zustand der globalen Biodiversität und Ökosystemleistungen  geleitet hat. Die 132 Mitgliedsstaaten des Weltbiodiversitätsrates (IPBES) haben den Bericht am 6. Mai in Paris verabschiedet.

„Wir müssen den Verlust unserer natürlichen Umgebung verlangsamen. Es geht um unsere Wälder, unsere Feuchtgebiete, unser Weideland, unsere Korallenriffe und um die Arten – von den Insekten bis hin zu den großen charismatischen Tieren und natürlich den Pflanzen,“ betont Robert Watson.

Die Studie macht auch klar, dass der Schutz der weltweiten Ökosysteme und der Klimaschutz Hand in Hand gehen müssen – und nicht gegeneinander ausgespielt werden dürfen. Sie sind gewissermassen „Zwillinge“ und keine Gegner.

Für die aktuelle Neuauflage des Weltbiodiversitäts-Berichts sammelten 150 Experten aus 50 Ländern drei Jahre lang alles vorhandenes Wissen aus unzähligen Studien und Papieren.

Die zentralen Aussagen des Berichts sind düster und alarmierend:

– Von den geschätzten acht Millionen Tier- und Pflanzenarten weltweit ist rund eine Million vom Aussterben bedroht.
– Das Ausmaß des Artensterbens war in der Geschichte der Menschheit noch nie so groß.
– Die Aussterberate nimmt weiter zu.
– Drei Viertel der Naturräume auf den Kontinenten wurden vom Menschen bereits erheblich verändert, in den Meeren zwei Drittel.
– Die Tendenz ist nahezu überall negativ.

Der Bericht listet auch mögliche Massnahmen gegen diese Bedrohung – etwa gehe es „kurzfristig eine Neuausrichtung der Landwirtschaft und eine Trendwende bei der Flächeninanspruchnahme. Mittelfristig sind unter anderem der Welthandel und das Finanzsystem an Nachhaltigkeitskriterien auszurichten und ökonomische Ungleichheit zu reduzieren. Mittel- bis längerfristig sind Transparenzregeln in Macht- und Entscheidungsstrukturen, in denen die Wechselbeziehungen zwischen Natur und Gesellschaft gestaltet werden, durchzusetzen,“ formuliert Jens Jetzkowitz, einer der Leitautoren des IPBES-Berichts.

Vorteile aus der Nutzung der Natur müßten gerecht verteilt, Biodiversitäts-Auswirkungen in wirtschaftlicher Bilanzierung, Steuern, Subventionen und internationalen Geschäften berücksichtigt, Schutzgebiete vergrößert, vernetzt und angemessen gemanagt, naturfreundliche Technologien gefördert, finanzielle Mittel bereitgestellt, Bewusstsein geschaffen und Wissen vermittelt werden.

Der Schutz unserer „Restnatur“ und ihrer Ökosystemleistungen ist von globaler Bedeutung und hat Überlebensrelevanz für die Menschheit.

Konsequenter Naturschutz ist daher eine zentrale Aufgabe für alle.

Und das gilt überall auf unserem Planeten. Klima- und Ökosystemschutz  müssen gemeinsam und vernetzt umgesetzt werden. Und das mit viel mehr Ernsthaftigkeit.

Für unser unmittelbares Umfeld kann das nur bedeuten: Schützen wir die letzten noch verbliebenenen Restflächen an intakten natürlichen Ökosystemen – wie im Kamptal. Gleichzeitig braucht es eine Reduktion des ökologischen Fussabdrucks – also weniger Energieverbrauch, weniger Flächeninanspruchnahme, weniger „Naturverbrauch“. 

Unsere Botschaft daher an die EVN und das Land NÖ: Lasst das wunderbare Kamptal in Frieden. Und kümmern wir uns um die wirklich wichtigen Aufgaben – wie Reduktion des Straßenverkehrs, Senkung des Energieverbrauchs, Solarstrom-Ausbau, Eindämmung der Zersiedelung oder Verbesserung des Naturschutzes!