Kamptal-Diskussion in Gars: Plädoyer für einen lebendigen Kamp

Einigkeit bei Experten und Einheimischen: das unversehrte Kamptal ist Schlüssel für eine positive Entwicklung der Region!

Gars / Kamp (13. Jänner 2018): Gestern Abend waren etwa 80 Personen der Einladung der Aktionsgruppe „Lebendiger Kamp“ gefolgt, um beim Poldiwirt in Gars über die Zukunft des Kamptals zu diskutieren. Anlass für die Veranstaltung war die bevorstehende Umweltverträglichkeitsprüfung für den von der EVN vorangetriebenen Abriss und Neubau des Kraftwerks Rosenburg im Europaschutzgebiet „Kamp- und Kremstal“.

Die Vortragenden kritisierten das Projekt und forderten von Landesrat Stephan Pernkopf die Ausarbeitung und Prüfung einer weiteren Variante zu veranlassen: den Abriss des Stauwehres.Damit könnten Kosten gespart sowie dem Kamptal und seinen Bewohnern ein wertvolles Stück Natur zurückgegeben werden. Im Anschluss an die Vorträge wurde bis spät in die Abendstunden diskutiert.

„Der Kamp oberhalb Rosenburg ist ein vom Fluss geprägter, dynamischer Lebensraum von seltener Ursprünglichkeit,“ betonte der Fotograf und Autor Werner Gamerith in seinem Eröffnungs-Vortrag. „Der beabsichtigte Neubau des Kraftwerks würde zwei Kilometer von diesem Wildfluss vernichten. Eine Stilllegung der historischen Anlage gäbe ihm hingegen vier Kilometer Fliessstrecke zurück. Das reizvolle Engtal mit dem rauschenden Kamp und seiner unglaublich reichen Pflanzen- und Tierwelt sind für die Bewahrung der Biodiversität ebenso wichtig wie für die Entwicklung eines sanften Tourismus für den wachsenden Bedarf an Naturberührung und -erfahrung. Der Strom des Lebens kommt nicht aus der Steckdose!“

Gerhard Egger, Leiter des Flüsse-Teams beim WWF Österreich: „In Österreich gibt es mehr als 5.200 Kraftwerke. Unsere Bäche und Flüsse sind bereits alle 600 m durch Wehre, Staumauern und Sohlschwellen unterbrochen. Ein Neubau des Kraftwerks in Rosenburg zerstört Natur, kostet enorm viel und bringt nicht mal was für den Klimaschutz. Die Energiewende kann nur durch drastische Einsparungen und nicht durch den Ausbau der letzten unzerstörten Flussstrecken – wie dem Flussheiligtum am Kamp – gelingen.“

In einer energiewirtschaftlichen Studie, die im Jahr 2016 im Auftrag des WWF erstellt wurde, fiel das geplante Projekt auch wirtschaftlich in allen Fächern durch (siehe auch die Trend-Grafik). Von 158 untersuchten österreichischen Kraftwerken landet das Kraftwerk Rosenburg an der 4-letzten Stelle, weil die Kosten in keiner Relation zur möglichen Energiegewinnung stehen. „Das Geld wäre besser in Gewässerschutz und Energie-Einsparungsmaßnahmen investiert,“ so Egger.

Eine wesentliche Variante, die im UVP Verfahren zu prüfen wäre, ist der Abriss der Anlage. Dazu müsste die Staumauer beseitigt werden, das historische Krafthaus könnte erhalten bleiben. „LR Pernkopf sollte die EVN umgehend dazu verpflichten, die Kosten und Folgen der Abrissvariante zu erheben. Das gehört einfach in eine umfassende Prüfung der Möglichkeiten dazu“, so Ulrich Eichelmann, Geschäftsführer von Riverwatch, einem Verein zum Schutz der Flüsse. „In vielen Ländern wie Frankreich, Spanien, Schweden und den USA werden längst bestehende Wasserkraftwerke abgerissen, einfach, weil eine Prüfung ergeben hat, dass ein solcher Abriss ökonomisch und ökologisch das Beste ist“.

Der Neubau des Kraftwerks Rosenburg wird durch hohe Subventionen finanziert, die jeder Stromkunde der EVN über zusätzliche Abgaben auf seiner Stromrechnung bezahlt. „Die Stromkunden der EVN sollten sich überlegen, ob sie bei diesem Anbieter bleiben wollen, falls die EVN das KW Rosenburg baut“, so Ulrich Eichelmann abschließend.

Der Vertreterinnen der Naturschutzverbände plädierten unisono dafür, das Natur- und Landschaftskapital des Kamptals auch für die Menschen in der Region zu erhalten, als Grundlage für eine nachhaltige, regionale Wirtschaftsentwicklung. Der Kraftwerksneubau würde nach der Bauphase so gut wie keine Arbeitsplätze schaffen, ein forcierter Naturtourismus hingegen schon. „ Das Kamptal ist eine traditionsreiche Erholungs- und Sommerfrische-Gegend, Gars ist ein bekannter Luftkurort. Die wachsende Sehnsucht vieler Menschen nach unversehrter Natur in der ‚Nähe‘ bietet für das Kamptal vielversprechende Perspektiven, etwa im Bereich Naturtourismus. Doch dafür braucht es aber eine intakte, unverbaute Landschaft!“ sagte Margit Gross vom Naturschutzbund Niederösterreich.

Das EVN-Projekt sieht laut UVP-Feststellungsbescheid (und Medienberichten) ein neue, höhere Staumauer, einen entsprechend vergrößerten Stauraum und die Ausbaggerung des Unterwassers auf einer Länge von mehr als einem Kilometer vor. Teile naturnaher Au- und Schluchtwälder würden überflutet bzw. müßten abgeholzt werden. Die genauen Details des EVN-Einreichprojekts sind derzeit aber nicht öffentlich bekannt. 
Naturschützer, Experten und eine Reihe prominenter Persönlichkeiten lehnen Eingriffe in das Naturjuwel Kamptal ab. Naturschutzbund, Riverwatch und WWF hatten wiederholt sowohl die EVN als auch den Mehrheitseigentümer bzw. Genehmigungsbehörde Land NÖ zu einem Dialog über wirtschaftlich und ökologisch verträglichere Alternativen aufgefordert, um unnötige Konflikte und teure Fehlinvestitionen zu vermeiden. Diese Appelle verhallten jedoch ungehört.

Downloads zur Veranstaltung:
Vortrag von Werner Gamerith
Präsentation von Gerhard Egger (WWF)
Präsentation von Ulrich Eichelmann (Riverwatch)

Da das kostenaufwändige UVP-Verfahren nun unvermeidlich scheint, werden die Naturschutzverbände die Interessen von Natur- und Landschaftserhaltung konsequent vertreten, auf höchstqualifizierte und unabhängige Gutachter drängen, die Korrektheit der Prüfungen akribisch kontrollieren und für volle Transparenz sorgen.

Wir werden an dieser Stelle  umfassend über die UVP und damit verbundene Aktivitäten berichten… 

Kampschlinge beim Umlaufberg. (c) Werner Gamerith

Veranstaltung (12.1.18) zum Kraftwerk Rosenburg: Freier Fluss oder neuer Stau?

Eine Info- und Diskussionsveranstaltung 
über die Zukunftsperspektiven des Kamptals.

Das Jahr 2018 bringt entscheidende Weichenstellungen für unser Kamptal: Die EVN hält offenbar an ihren Plänen zum Abriss und Neubau des historischen Kampkraftwerks bei Rosenburg fest. Es ist damit zu rechnen, dass rasch nach der NÖ Landtagswahl Ende Jänner das öffentliche Verfahren zur Umweltverträglichkeitsprüfung gestartet wird.

Das neue Kraftwerk soll eine höhere Staumauer erhalten und das Unterwasser soll auf einer Strecke von mehr als einem Kilometer um bis zu 1,5 Meter tief ausggebaggert werden. Die genauen Details des Kraftwerksprojekts (in einem Europaschutzgebiet) sind derzeit aber öffentlich nicht bekannt. Naturschutzorganisationen haben wiederholt sowohl EVN als auch Mehrheitseigentümer und Genehmigungsbehörde Land NÖ zu einem Dialog über wirtschaftlich und ökologisch verträglichere Alternativen aufgefordert, um unnötige Konflikte und teure Fehlinvestitionen zu vermeiden.

In vielen Ländern werden wirtschaftlich und ökologisch unsinnige Staudämme mittlerweile wieder entfernt. Doch die EVN will eines der bedeutensten naturnahen Flusstäler des Landes neuerlich verbauen. Was würde es Mensch und Natur bringen, wenn der Kamp bei Rosenburg in Zukunft wieder frei fließen könnte? Welche Folgen würde der Kraftwerks-Neubau haben? Wie wirtschaftlich ist das Projekt überhaupt?

Diese Fragen (und mehr) wollen wir diskutieren.

Impulsreferate dazu kommen von: Werner Gamerith (Autor, Fotograf), Gerhard Egger (WWF) 
und Ulrich Eichelmann (Riverwatch). Dann folgt eine Publikumsdiskussion.

Zeit: 12. Jänner 2018, 19 Uhr
Ort: Gasthof Poldiwirt Höchtl, Hornerstr. 201, 3571 Gars am Kamp

Eintritt frei!

Bitte hinkommen und weitersagen / teilen!

Staatsziel Wachstum auf Kosten von Umwelt- und Klimaschutz?

Sorgen über geplante Aufweichungen beim Umweltschutz

2018 wird ein entscheidendes Jahr für das Naturjuwel Kamptal im Waldviertel: die EVN will nämlich die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) für den Abriss des historischen Kampkraftwerks in Rosenburg (in einem Europaschutzgebiet) und dessen größeren Neubau – mit höherer Staumauer und kilometerlanger Unterwasserausbaggerung – in den nächsten Monaten über die Bühne bringen. Nachdem der Mehrheitseigentümer Land Niederösterreich auch gleichzeitig die zuständige Genehmigungsbehörde darstellt, ist die Sorge bei vielen Freundinnen und Freunden des Kamptals erheblich.

Doch das ist nicht der einzige Grund für die zunehmenden Kopfschmerzen bei jenen Menschen in Österreich, denen der Erhalt der heimischen Naturschätze am Herzen liegt: Laut Regierungsprogramm der neuen ÖVP-FPÖ-Koalition könnte es hart erkämpften Umweltschutzgesetzen zugunsten von Wirtschaftsinteressen an den Kragen gehen. Unter anderem sollen Wachstum als explizites Staatsziel definiert und so der umfassende Umweltschutz relativiert sowie die Verfahren zur Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) „beschleunigt“ werden.

Die steirische Umweltanwältin Ute Pöllinger äußerte sich im Interview mit der Kleinen Zeitung „entsetzt“ über die Regierungspläne zur Umweltverträglichkeitsprüfung. Unter anderem will die Regierung bei UVP’s einen „Standortanwalt“ einführen, der die Interessen vertritt, die für das zu genehmigende Projekt sprechen. „Das ist schon etwas schräg, wenn man unter dem Titel der Verfahrensbeschleunigung eine zusätzliche Partei ins Spiel bringt, die den Aufwand noch vergrößert. Außerdem glaube ich nicht, dass die Wirtschaft darauf angewiesen ist. Sie vertritt ihre Interessen in der Regel selbst ganz gut,“ erklärte die Umweltanwältin.

Größere Sorgen bereitet Pöllinger auch das Ansinnen der Regierung, Projekten von „langfristiger Bedeutung“ freihändig „öffentliches Interesse“ zu attestieren (wohl um diese  leichter durchsetzen zu können; Anmk.). Pöllinger: „Diese Pläne entsetzen mich. Ich dachte eigentlich, dass wir über den gesetzlichen Standard der 50er- und 60er-Jahre hinaus sind. Werden diese Pläne umgesetzt, würde das dazu führen, dass künftig auch absolut umweltunverträgliche Projekte genehmigt werden könnten. Die Interessen des Projektwerbers würden automatisch über allen anderen Interessen stehen, etwa jenen am Natur- oder Klimaschutz. Das kann es doch nicht sein.“
In der Regel würden nur jene Verfahren lange dauern, wo es eine Vielzahl an Betroffenen gibt. Aber: „Wenn man diese vielen Betroffenen nicht mehr ernst nimmt, zweifle ich am Rechtsverständnis dieser Regierung,“ so Pöllinger.

Auch große Umweltschutzorganisationen haben vor Weihnachten das neue Regierungsprogramms hinsichtlich Umwelt- und Klimaschutz analysiert. Unisono gab es harsche Kritik und es wurde Besorgnis laut. Es werde deutlich, dass die schwarz-blaue Koalition umweltschädliche Großprojekte schneller durchpeitschen will, sagte etwa Hanna Simons, Leiterin der Natur- und Umweltschutzabteilung des WWF Österreich. „Wir sehen die große Gefahr, dass unter dem Deckmantel der Verfahrensbeschleunigung die Umweltstandards gesenkt werden sollen. Dagegen werden wir entschieden auftreten“, kündigte sie an.

Das Wort Naturschutz komme im Regierungsprogramm genau einmal vor und dort auch nur in Verbindung mit schnelleren Betriebsanlagenverfahren. „Während sich zu Natur und Umwelt oft nur schöne Bekenntnisse finden, sind die Pläne für das Durchpeitschen von Großprojekten bereits sehr konkret“, betonte Hanna Simons unter Verweis auf die umstrittene Staatszielbestimmung für den Wirtschaftsstandort, die dritte Piste am Wiener Flughafen, das geplante Standortentwicklungsgesetz sowie zahlreiche Vorhaben für Verfahrenskonzentrationen auch außerhalb der Umweltverträglichkeitsprüfung. „Das könnte zu Lasten von Wasser- und Naturschutz gehen. Der Verdacht liegt nahe, dass die Koalition versucht, die Umweltstandards über die einzelnen Materiengesetze nach unten zu drücken“, warnte sie. Zu hinterfragen ist auch die im Justizkapitel verankerte, aber nicht weiter erklärte „Wirtschaftsgerichtsbarkeit mit dem Primat der Beschleunigung“.

„Die Vorhaben der schwarz-blauen Regierung sind aus ökologischer Sicht derzeit klar unzureichend“, resümierte auch Greenpeace Weihnachten und warnte ebenfalls vor einer „drohenden Beschneidung von Umweltrechten zu Gunsten von Großprojekten“. „Überall dort, wo es um den Abbau von Umweltrechten geht, ist das Regierungsprogramm wesentlich konkreter als dort, wo es um den Schutz der Umwelt geht“, meinte Greenpeace-Sprecher Herwig Schuster in einer Aussendung. Unter dem Deckmantel der Verfahrensbeschleunigung und -vereinfachung solle offenbar gesichert werden, dass im „Zweifelsfall Wirtschaftsinteressen vor Umweltschutz-Anliegen gestellt werden“. „Das ist eine Retro-Umweltpolitik aus den Zeiten vor der Hainburg-Bewegung“, so Schuster.

„Wer Umweltschutz ernst nimmt, darf keine umweltschädlichen Großprojekte forcieren und Bürgerbeteiligungsrechte aushebeln. Ansonsten wird unser wertvolles Naturerbe in Frage gestellt“, so Hanna Simons weiter, die auch Widersprüche im Programm ortete: „Einerseits will die neue Regierung den ökologischen Zustand unserer Fließgewässer verbessern, andererseits im selben Kapitel weitere Verwaltungsvereinfachungen bei der Genehmigung des Ausbaus der Wasserkraft. Das passt nicht zusammen. Unsere Umwelt droht hier zum Verlierer werden.“

Die UVP zum Neubau des Kampkraftwerks Rosenburg  wird vermutlich rasch nach der NÖ-Landtagswahl starten. Derzeit sind keine Details über den Letzt-Stand des Kraftwerksprojekts öffentlich bekannt. Naturschutzorganisationen haben wiederholt sowohl EVN als auch Mehrheitseigentümer und Genehmigungsbehörde NÖ Landesregierung zu einem Dialog über wirtschaftlich und ökologisch verträglichere Alternativen aufgefordert, um unnötige Konflikte und teure Fehlinvestitionen zu vermeiden. Doch diese Appelle verhallten bis jetzt…

Das Kamptal braucht unseren Einsatz im Jahr 2018.
Mehr denn je!

Befreit den Kamp! Riverwatch fordert den Abriss des Staudamms bei Rosenburg

Riverwatch fordert Abriss des EVN Staudamms ++ WegDammit! Initiative für Alpenraum gestartet + Österreich hat höchste Wasserkraftdichte weltweit

Rosenburg, 21.10.2017 Mit einer ungewöhnlichen Aktion forderten Riverwatch heute gemeinsam mit Kajakfahrern aus dem Kamptal den Abriss des Staudamms bei Rosenburg. Auf dem Stausee formierten sie sich mit Kajaks um den schwimmenden Slogan „Befreit den Kamp! KW Rosenburg – WegDammit!“. Die Genehmigung des 1908 errichteten Kraftwerks läuft 2022 aus. „Das KW Rosenburg schadet mehr als es nützt“, so Ulrich Eichelmann von Riverwatch. „Die gesamte Strommenge, die die Anlage produziert, kann heute durch ein einziges Windrad erzeugt werden, dazu muss nicht ein ganzer Fluss leiden.“ Würde der Staudamm abgerissen, könnte der Kamp erstmals seit 1908 wieder in seinem alten Bett beim sogenannte Umlaufberg frei fließen. Fische und andere Wassertiere könnten endlich wieder frei wandern und bekämen neuen Lebensraum. Und das Kamptal wäre um eine Attraktion reicher.

Doch stattdessen plant die EVN den Ausbau der Anlage für ca. 10 Mio Euro. Die bestehende Staumauer soll drastisch erhöht und der Fluss unterhalb des Kraftwerkes eingetieft werden. Dies würde weitere wertvolle Flusslandschaft zerstören. Der Ausbau lohnt sich für die EVN nur, weil sie Subventionen dafür bekommt. Der eigentliche Strompreis ist am Markt derzeit wegen der Stromschwemme so gering, dass ein Ausbau eigentlich nicht profitable ist.  Letztlich würden also die Stromkunden der EVN ein Projekt finanzieren, das energiewirtschaftlich unnötig und ökologisch nachteilig ist.

Österreich ist das Land mit der höchsten Wasserkraftwerksdichte weltweit. Laut der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) gibt es etwa 5.000 Wasserkraftwerke im Land. Davon produzieren die 400 größten Anlagen rund 96% des Wasserkraftstroms. Die 4.600 kleinen Anlagen – darunter das KW Rosenburg – erzeugen also nur 4 % des gesamten Stroms aus Wasserkraft, aber sie zerstören 4.600mal unsere Bäche und Flüsse.

„Wir brauchen nicht mehr Wasserkraftwerke, sondern mehr lebendige Flüsse. Es ist Zeit, dass wir den Abriss veralteter Kraftwerke und Wehre angehen“, so Ulrich Eichelmann.

Die Aktion in Rosenburg ist auch der Auftakt zur internationalen Kampagne „WegDammit!“, die sich zum Ziel gesetzt hat, das Thema Abriss von Dämmen v.a. im Alpenraum voranzutreiben. Gemeinsam mit der Manfred-Hermsen-Stiftung aus Bremen will Riverwatch innerhalb des nächsten Jahres eine Liste der 50 Staudämme erstellen, die entfernt werden sollen. Daran kann sich jeder beteiligen und Staudämme vorschlagen, die entfernt werden sollen. Dazu kann man diesen online Meldebogen ausfüllen.

Ohne den Abriss von Dämmen sind die rechtlich vorgeschriebenen Ziele der EU Wasserrahmenrichtlinie, nämlich dass bis 2027 alle Flüsse in einen ökologisch guten Zustand gebracht werden müssen, nicht erreichbar.

In den USA sind seit 1998 etwa 1.300 Wasserkraftwerke und Wehre entfernt worden. Auch in Frankreich und Spanien wurden zuletzt vermehrt Wasserkraftwerke abgerissen.

Die Forderungen von Riverwatch

  • KW Rosenburg: Abriss der Staumauer. Als ersten Schritt dahin sollen die NÖ Behörden die Prüfung der Abrissvariante nach ökologischen und ökonomischen Kriterien der EVN vorschreiben.
  • Generell: Beim Umbau und Ausbau bestehenden Anlagen ist die Abrissvariante nach ökologischen und ökonomischen Gesichtspunkten zu überprüfen.
  • Bei behördlichen Verfahren zur Verlängerung von Kraftwerkskonzessionen ist der Abriss der Anlage zu beurteilen.
  • Besitzer von Wehranlagen und Wasserkraftwerken sollen finanzielle Unterstützung für den Abriss bekommen.
  • Die Subventionierung von Neubau und Umbau von Wasserkraftwerken ist zu beenden.

Weitere Informationen

Riverwatch Aktivisten demonstrieren für die Renaturierung des Kamps bei Rosenburg (c)Riverwatch

Naturschutzverbände an EVN-Vorstand: Notbremse ziehen!

Naturschutzbund Niederösterreich, Riverwatch und WWF Österreich rufen die Vorstandsmitglieder des EVN-Konzerns in einem offenen Brief auf, im Fall des geplanten Neubaus des Kraftwerk Rosenburg im Natura 2000-Gebiet Kamptal die „Notbremse zu ziehen“.

„Es ist für uns nicht nachvollziehbar, warum die EVN naturkraft justament im ökologisch herausragenden und historisch ‚belasteten‘ Kamptal (Österreichs erster Kraftwerkskonflikt trug sich hier in den fruhen 1980er Jahren zu) den Neubau eines natur- und landschaftszerstörenden Wasserkraftwerks forciert. Es ist abzusehen, dass dies in einen (teuren) Konflikt mündet, der ähnlich wie im vergleichbaren Fall des Wasserkraftwerksprojektes Ferschnitz an der Ybbs, mit Sicherheit auch die betreffenden EU-Gremien beschäftigen und ein entsprechende Öffentlichkeitswirksamkeit entfalten wird,“ formulieren die Naturschtzorganisationen.

„Wir würden es vielmehr begrüßen, wenn die EVN sich als Partner eines regionalwirtschaftlichen Naturschutzgroßprojektes im Kamptal aktiv beteiligen wurde. Der Kampfluss hat hinsichtlich Wasserkraftnutzung bezogen auf die Lauflänge mehr als genug geleistet.“ Um einen Ausweg aus dem sich zuspitzenden Konflikt zu finden („bevor sich Gräben vertiefen und Geldmittel im Rahmen der UVP vergeudet werden“) fordern sie eine Aussprache mit der EVN-Gesamtführung.

Hier der Brief an den EVN-Vorstand im Originalwortlaut:  BriefEVN_20092017