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Kamptal-Wanderung am 14. Mai: Für unsere letzten Naturlandschaften!

Muttertagswanderung in das mittlere Kamptal mit Werner Gamerith 

(24.4.2023) Das romantische Engtal des Kamps oberhalb Rosenburg ist zu jeder Jahreszeit einen Ausflug wert. Auf unserer Wanderung am südlichen Kampufer werden wir die bedrohten Flussabschnitte, die Flora und Fauna erleben.  Die öffentliche Verhandlung im Rahmen der Umweltverträglichkeitsprüfung zum Neubau des Kraftwerks Rosenburg ist in den nächsten Wochen zu erwarten. Daher werden wir uns auf unserer Wanderung auch über die Pläne zum Neubau und die Alternativen dazu austauschen.

Naturschützer, Ökologe und Buchautor Werner Gamerith wird uns mit seinem enormen naturkundlichen und historischen Wissen begleiten. 

Treffpunkt: 10 Uhr bei der Rauschermühle (Ziennermühle) beim alten Kraftwerk Rosenburg 

Bei der Kamptal-Wanderung am 14. Mai wird die Initiative lebendiger Kamp ihre „Vision für ein lebendiges Kamptal“ veröffentlichen.

Bitte hinkommen und weitersagen! 

Naturbegeisterte Mütter sind besonders herzlich willkommen! 

Anreise: 8:05 Uhr ab Wien Franz-Josef Bhf. mit REX 4 (Richtung Krems) bis Hadersdorf am Kamp. Weiterfahrt mit R44 bis Rosenburg/Kamp
Rückfahrt: 16:16 Uhr (oder 17:16 Uhr) ab Rosenburg/Kamp
Anmeldung: Für alle Bahnfahrer*innen erforderlich!

Der Hochwasser führende Kamp in der Restwasserstrecke beim Umlaufberg gibt eine Ahnung davon, wie der frei fließende Fluss aussehen könnte  …
Gemeinsam für einen frei fließenden Kamp (2022)

Ökologisches Gesamtkunstwerk Kamp erhalten und renaturieren – Frohe Weihnachten!

Die neue EU Biodiveritätsstrategie 2030, die von der EU-Kommission (2020) veröffentlicht und von den Mitgliedsstaaten  einstimmig beschlossen wurde, will bis 2030 ganze 25.000 Kilometer Fluss renaturieren und wieder frei fließend machen. Die Strategie schlägt zwei Hauptaktionen vor, um dieses Ziel zu erreichen: Beseitigung von Barrieren und Wiederherstellung von Auen und Feuchtgebieten. „Flüsse in Europa sind stark fragmentiert. Die Beseitigung von Flussbarrieren zur Wiederherstellung ihres natürlichen Flusses und ihrer Konnektivität wird das Gedeihen von Süßwasserökosystemen fördern und die Migration gefährdeter Arten ermöglichen,“ konstatiert die Europäische Kommission. In einem neuen Guidance Paper erklärt sie nun wie das Renaurierungsprogramm umgesetzt werden soll.

Wir begrüßen diese EU-weit geltenden Ziele und schlagen den unteren / mittleren Kamp zwischen Donau und der Staukette gleich mal für ein derartiges Renaturierungsprogramm vor! Der Fluss hat zwischen Donaumündung und Staukette abschnittsweise noch Wildflusscharakter und ist mit vergleichsweise wenig Aufwand in einen guten Zustand zu bringen. Der untere  und mittlere Kamp ist gemeinsam mit den überwiegend naturnahen Ufern und den teilweise urwaldartigen Hangwäldern ein ökologisches Gesamtkunstwerk. Das gilt auch für den Oberlauf – oberhalb der Staukette.

Wir meinen: In Zeiten der eskalierenden Klima- und Biodiversitätskrise ist der Kamp daher unbedingt erhaltungs- bzw. sanierungswürdig!

Die EU-Biodiversitätsstrategie 2030 und das geplante EU „Nature Restoration Law“ wollen ja genau solche letzten naturnahen Gebiete erhalten bzw. ökologisch wieder herstellen. Das bestehende FFH- und Vogelschutzgebiet bzw. Landschaftsschutzgebiet sollte daher zum Leben erweckt werden – anstatt eine ökologische Degradierung durch den geplanten Abriss und (erweiterten) Neubau des Kraftwerks Rosenburg wissentlich voranzutreiben.

Wir sagen daher: Die Zukunft des Kamps ist eine wichtige Nagelprobe dafür, welchen realen Wert die Lippenbekenntnisse der (Landes- und Bundes-)Politk zu mehr Naturschutz  haben. In einem ökologisch so bedeutenden Gebiet wie dem mittleren Kamptal ist ein Kraftwerksneubau (mit Stauraum-Erweiterung und Unterwasser-Ausbaggerung) sicher das Gegenteil dessen, was die Naturschutz-Verpflichtungen und -Ziele verlangen.
Und: In der Region wird fast nirgendwo Photovoltaik-Strom auf den Dächern von Shopping-Centers oder Gewerbegebieten produziert.
Ein Versäumnis, für das nun der Kamp büßen soll?

Frohe Weihnachten euch allen!

Möge 2022 ein Jahr der ökologischen Vernunft und des gemeinsamen Klima- und Naturschutzes werden!
EU-geschützte Kamptal-Wildnis beim Öden Schloss im mittleren Kamptal. Diese wertvolle Fluss- und Uferlandschaft würde im vergrößerten Stauraum nach dem Neubau des Kraftwerks Rosenburg versinken…

Über 580 Arten am Tag der Artenvielfalt im Kamptal!

Mehr als 580 Arten, darunter 353 Pflanzenarten, 72 Tag- und Nachtfalter, 56 Vogelarten, 17 Heuschreckenarten, 15 Käferarten und zahlreiche Arten aus anderen Organismengruppen waren die „Ausbeute“ des Tages der Artenvielfalt am Kamp bei Rosenburg.

Der Tag der Artenvielfalt begann am Abend des 17. Mai mit einem Schmetterlingsleuchten und endete am frühen Nachmittag des darauffolgenden Samstags.  Unter den Arten fanden sich zahlreiche gefährdete und damit auch geschützte Arten: Bekannte wie der Eisvogel, der Baumfalke und Wespenbussard, der Trauermantel, die Würfelnatter und die Smaragdeidechse, aber auch weniger bekannte Arten wie der Ruten-Lattich, das Christusauge, das Meergrün-Sesel, der Alexis-Bläuling.

In nur wenigen Stunden gelang es damit den 15 Expertinnen und Experten auf die große Vielfalt des mittleren Kamptales aufmerksam zu machen. 80 TeilnehmerInnen begleiteten die Artexperten auf ihrer Suche und konnten damit hautnah die Vielfalt miterleben.

Vielen herzlichen Dank an alle Expertinnen und Experten!

Thomas Zuna-Kratky, Gerald Dick und Norbert Griebl erläutern die Artenvielfalt im Kamptal bei Rosenburg:

Tag der Artenvielfalt im Kamptal am 18. Mai 2019
Der Kamp ist Lebensraum der stark bedrohten Würfelnatter
Thomas Zuna-Kratky erläutert den enormen Vogelreichtum des Kamptals
Das artenreiche Kamptal als Forschungsobjekt…
Herr Smaragdeidechse posiert…
Konsilium der ExpertInnen

17. und 18. Mai: Tag der Artenvielfalt im Kamptal

Um auf den Wert der Artenvielfalt aufmerksam zu machen und die Schutzwürdigkeit des Kamptals hervor zu streichen laden die Naturschutzorganisationen Naturschutzbund Niederösterreich, Riverwatch und WWF gemeinsam mit der Bürgerinitiative „Lebendiger Kamp“ am 17. und 18. Mai zum „Tag der Artenvielfalt im Kamptal“.

Die Veranstaltung bietet die Möglichkeit, gemeinsam mit WissenschaftlerInnen den Natur-Reichtum des Kamptals zu erforschen und zu dokumentieren.

Folgende Arten kommen unter anderen im Kamptal vor, Sichtungen sind also möglich:

  • Eisvogel, Wasseramsel, Schwarzstorch und Schwarzspecht
  • Würfelnatter, Schlingnatter, Ringelnatter und Äskulapnatter
  • Smaragdeidechse und Zauneidechse
  • Rotbauchunke, Laubfrosch und Springfrosch
  • Biber
  • Hirschkäfer und Scharlachkäfer
  • Grüne Keiljungfer und Blauflügelige Prachtlibelle
  • uvm.

wo: bei der Zinnermühle (beim Kraftwerk Rosenburg)

Freitag, 17. Mai um 20:30 Uhr Schmetterlingsleuchten um die große, im Dunkeln verborgende Vielfalt zu erleben.

Samstag, 18. Mai
6:00 Uhr: Treffpunkt für „Birder“ und FrühaufsteherInnen;
10:00 Uhr: Treffpunkt für alle anderen: Nach einer kurzen Einführung erfolgt eine  Aufteilung in mehrere thematisch unterschiedliche Gruppen, die dann zu den jeweiligen Suchgebieten losziehen.
14:00 Uhr kommen wieder alle zusammen und es gibt einen Austausch über die Funde.

Experten:

  • Pflanzen: Mag. Joachim Brocks, Norbert Griebl, Mag. Gerhard Egger, Dr. Martin Scheuch
  • Vögel: DI Thomas Zuna-Kratky, Dr. Gerald Dick
  • Amphibien und Reptilien: Johannes Hill
  • Fische: Dr. Gerald Dick
  • Schmetterlinge: Andreas Pospisil, Hans Fuxa, OliverJanzek
  • Heuschrecken. Doris Walter
  • Libellen: Martina Staufer Bsc.
  • Hummeln: Maria Zacherl
  • Ameisen: Niklas Hawlitschek
  • u.a.

Bitte hinkommen und weitersagen!

PS.: Proviant für Picknick nicht vergessen

Weltweites Artensterben: Natur- und Klimaschutz sind Zwillinge, keine Gegner

Jetzt haben wir es schwarz auf weiß: Die Menschheit ruiniert weltweit ihr Überlebensfundament – die Basis unserer Volkswirtschaften, Lebensgrundlagen, Nahrungsmittelsicherheit und Lebensqualität. Das sagt Robert Watson, der den bisher umfangreichsten UNO-Bericht zum Zustand der globalen Biodiversität und Ökosystemleistungen  geleitet hat. Die 132 Mitgliedsstaaten des Weltbiodiversitätsrates (IPBES) haben den Bericht am 6. Mai in Paris verabschiedet.

„Wir müssen den Verlust unserer natürlichen Umgebung verlangsamen. Es geht um unsere Wälder, unsere Feuchtgebiete, unser Weideland, unsere Korallenriffe und um die Arten – von den Insekten bis hin zu den großen charismatischen Tieren und natürlich den Pflanzen,“ betont Robert Watson.

Die Studie macht auch klar, dass der Schutz der weltweiten Ökosysteme und der Klimaschutz Hand in Hand gehen müssen – und nicht gegeneinander ausgespielt werden dürfen. Sie sind gewissermassen „Zwillinge“ und keine Gegner.

Für die aktuelle Neuauflage des Weltbiodiversitäts-Berichts sammelten 150 Experten aus 50 Ländern drei Jahre lang alles vorhandenes Wissen aus unzähligen Studien und Papieren.

Die zentralen Aussagen des Berichts sind düster und alarmierend:

– Von den geschätzten acht Millionen Tier- und Pflanzenarten weltweit ist rund eine Million vom Aussterben bedroht.
– Das Ausmaß des Artensterbens war in der Geschichte der Menschheit noch nie so groß.
– Die Aussterberate nimmt weiter zu.
– Drei Viertel der Naturräume auf den Kontinenten wurden vom Menschen bereits erheblich verändert, in den Meeren zwei Drittel.
– Die Tendenz ist nahezu überall negativ.

Der Bericht listet auch mögliche Massnahmen gegen diese Bedrohung – etwa gehe es „kurzfristig eine Neuausrichtung der Landwirtschaft und eine Trendwende bei der Flächeninanspruchnahme. Mittelfristig sind unter anderem der Welthandel und das Finanzsystem an Nachhaltigkeitskriterien auszurichten und ökonomische Ungleichheit zu reduzieren. Mittel- bis längerfristig sind Transparenzregeln in Macht- und Entscheidungsstrukturen, in denen die Wechselbeziehungen zwischen Natur und Gesellschaft gestaltet werden, durchzusetzen,“ formuliert Jens Jetzkowitz, einer der Leitautoren des IPBES-Berichts.

Vorteile aus der Nutzung der Natur müßten gerecht verteilt, Biodiversitäts-Auswirkungen in wirtschaftlicher Bilanzierung, Steuern, Subventionen und internationalen Geschäften berücksichtigt, Schutzgebiete vergrößert, vernetzt und angemessen gemanagt, naturfreundliche Technologien gefördert, finanzielle Mittel bereitgestellt, Bewusstsein geschaffen und Wissen vermittelt werden.

Der Schutz unserer „Restnatur“ und ihrer Ökosystemleistungen ist von globaler Bedeutung und hat Überlebensrelevanz für die Menschheit.

Konsequenter Naturschutz ist daher eine zentrale Aufgabe für alle.

Und das gilt überall auf unserem Planeten. Klima- und Ökosystemschutz  müssen gemeinsam und vernetzt umgesetzt werden. Und das mit viel mehr Ernsthaftigkeit.

Für unser unmittelbares Umfeld kann das nur bedeuten: Schützen wir die letzten noch verbliebenenen Restflächen an intakten natürlichen Ökosystemen – wie im Kamptal. Gleichzeitig braucht es eine Reduktion des ökologischen Fussabdrucks – also weniger Energieverbrauch, weniger Flächeninanspruchnahme, weniger „Naturverbrauch“. 

Unsere Botschaft daher an die EVN und das Land NÖ: Lasst das wunderbare Kamptal in Frieden. Und kümmern wir uns um die wirklich wichtigen Aufgaben – wie Reduktion des Straßenverkehrs, Senkung des Energieverbrauchs, Solarstrom-Ausbau, Eindämmung der Zersiedelung oder Verbesserung des Naturschutzes!