WWF, Naturschutzbund NÖ und Riverwatch stellen klar: EVN verbreitet „alternative Fakten“ über angebliche NGO-Einbindung in Variantenprüfung

Umweltschutzorganisationen sind gegen den geplanten Ausbau des Kraftwerks Rosenburg

Für Empörung bei allen wichtigen Umweltschutzorganisationen sorgt eine Veröffentlichung der EVN in Niederösterreich. Im EVN-Journal III 2018 (September) wird der Eindruck erweckt, dass das vom landeseigenen Energiekonzern EVN vorangetriebene Projekt eines kompletten Neubaus des Kampkraftwerks Rosenburg – im Natura 2000 Gebiet „Kamp und Kremstal“ – unter Beteiligung der Naturschutzorganisationen zustanden gekommen sei. In dem Heft steht zu lesen: „Das eingereichte Projekt ist das Ergebnis einer umfangreichen Variantenstudie, in die alle wichtigen Natur- und Umweltschutzorganisationen eingebunden waren.“ Diese Behauptung löst bei den betroffenen NGOs nun großen Ärger aus. Naturschutzbund, Riverwatch und WWF bezeichnen die EVN Aussage als offensichtlichen Versuch, mit „alternativen Fakten“ die öffentliche Meinung zu manipulieren.

Tatsache ist vielmehr, dass die NGOs die von der EVN im November 2015 vorgelegten Neubauvarianten einhellig ablehnten. Die umfangreichen NGO-Stellungnahmen wurden bloß als Anhang eines inhaltlich davon völlig unbeeinflussten EVN-Variantenpapiers beigefügt. Inhaltlich wich die EVN in diesem Variantenpapier von der Linie früherer Papiere keinen Millimeter ab. Offenbar soll mit dieser irreführenden Behauptung der Eindruck vermitteln werden, dass sogar die Naturschützer für das umstrittene Kraftwerksprojekt eintreten.

Hier die Fakten: Im November 2015 legte die EVN ein Variantenpapier zum Kraftwerk Rosenburg vor und forderte eine Reihe von NGOs auf, Stellungnahmen zu den verschiedenen Kraftwerksvarianten vorzulegen. Zur Diskussion standen drei Varianten:

  • eine Bestandssanierung: Technik-Erneuerung ohne Kraftwerksneubau;
  • eine sogenannte „ökonomisch optimierte Variante -eine unrealistische „Schreckvariante“, die selbst nach informellen EVN-Aussagen niemals genehmigungsfähig war, weil zu groß;
  • und eine sogenannte „ökologisch optimierte Variante“: sozusagen der bereits mitgelieferte „Schein-Kompromiss“.

Die „beteiligten“ NGOs Naturschutzbund, Riverwatch und WWF fordern die EVN nunmehr auf, die irreführenden Aussagen umgehend mit folgender Formulierung richtig zu stellen: „Das eingereichte Projekt ist das Ergebnis einer Variantenstudie, für die die Stellungnahmen alle wichtigen Natur- und Umweltschutzorganisationen eingeholt, aber in keiner Weise berücksichtigt wurden. Die NGOs lehnten den Neubau des Kraftwerks Rosenburg im Natura 2000 Gebiet Kamp- und Kremstal strikt ab.“

Naturschutzbund, Riverwatch und WWF rufen den EVN-Eigentümer Land Niederösterreich auf, die Planungen für einen Neubau des Kraftwerks Rosenburg im Europaschutzgebiet Kamptal einzustellen und stattdessen eine umfassende Klimaschutzoffensive zu starten – inklusive wirksamer Maßnahmen zur Energieeinsparung und des längst überfälligen Ausbaus der Solarenergie-Nutzung.

Naturschutzbund NÖ, Kajak Club Gars, Riverwatch, Umweltforum österreichischer Wissenschaftler und WWF übermittelten umfangreiche und kritische Stellungnahmen und lehnten die von der EVN favorisierten Neubauvarianten unisono ab. Kritische Reaktionen gab es außerdem von Birdlife und dem Umweltdachverband. Hier können alle Papiere nachgelesen werden.

ORF-Bürgeranwalt zum Kraftwerkskonflikt im Kamptal

Der ORF hat in der „Bürgeranwalt“-Sendung am Samstag, den 15. September 2018, (17:30-18:15, ORF 2) über den Konflikt um das EVN-Projekt eines vergrößerten Neubaus des alten Kamp-Kraftwerks bei Rosenburg berichtet.
Die Sendung ist 7 Tage in der ORF TV-Thek nachsehbar.

Ein ORF-Team hat dafür beim „Flasmob im Kamp“ am 29. August gedreht und mit Vertreterinnen und Vertretern der Bürgerinitiative sowie mit besorgten Bürgerinnen und Bürgern gesprochen. EVN-Vertreter wurden natürlich auch befragt.
Zusätzlich wird es eine Studio-Konfrontation zwischen Bürgerinitiative und EVN geben.
Es wird also spannend…

Die Sendung trägt dazu bei, dass mehr Menschen in ganz Österreich über das umstrittene EVN-Vorhaben erfahren. Im Kamptal geht es nämlich nicht nur um einen lokalen Konflikt um ein Kleinkraftwerk. Denn: das Kamptal steht unter Natura 2000-Schutz, was eine Verschlechterung des Erhaltungszustandes von geschützten Arten und Lebensraumtypen verbietet bzw. Verbesserungen vorschreibt. Auch die EU-Wasserrahmenrichtlinie untersagt Verschlechterungen für Fliessgewässer. Der geplante (vergrößerte) Neubau der Staumauer und die beabsichtigte Flussausbaggerung (auf 1,5 Kilometer Länge!) wird aber zu ökologischen Verschlechterungen führen. Sollten im Kamtpal tatsächlich die Bagger auffahren, dann würde das unweigerlich vollendete Tatsachen für ganz Österreich schaffen und  umweltschädigende Projekte auch in anderen Natura-Gebieten leichter duchsetzbar machen…

Daher: Bitte unbedingt ansehen und weitersagen! Es sollten möglichst viele Menschen über das fragwürdige EVN-Projekt eines neuen Minikraftweks in einem Schutzgebiet (mit schwerwiegenden Folgen für Natur und Landschaft) erfahren!

Die Vertreter der Bürgerinitiative für einen lebendigen Kamp – Clemens Feigl (l) und Stefan Glaser (r) – bei Peter Resetarits (m).

Kamp-Flashmob: Hände weg vom Kamp

Am 29. August 2018 trafen sich mehr als 100 Menschen aus der Region im Kamptal bei Rosenburg, um ihr Natur- und Erholungsgebiet vor einem geplanten Kraftwerksneubau zu bewahren.

Das mittlere Kamptal ist als Natura 2000 Gebiet der EU ausgewiesen und steht daher unter gesetzlichem Schutz. Verschlechterungen hinsichltich ökologischer Schutzziele sind ergo verboten. Die geplante Flussausbaggerung um bis zum 1,5 Meter auf einer Länge von einem Kilometer, die neue und höhere Staumauer samt vergrößertem Stausee in der wilden Kamptschlucht bedingen  deutliche ökologische Beeinträchtigungen. Das Kamptal ist außerdem als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. Der Kraftwerksneubau und die damit verbundene Großbaustelle werden das Landschaftsbild aber vermutlich nicht gerade verbessern.

Laut EVN soll das aber alles „unerheblich“ sein. Die EVN behauptet obendrein dreist, das Mini-Kraftwerk (mit dem großen Naturzerstörungspotenzial) sei eine Massnahme für den Klimaschutz. Gleichzeitig will der EVN-Mehrheitseigentümer, das Land NÖ, eine Waldviertelautobahn errichten. Die würde die CO2-Emissionen in einem enormen Ausmaß erhöhen. Und: auf kaum einem vielen Einkaufszentren-Dächer in NÖ wird  Sonnenstrom erzeugt. Also: wie ist das mit dem Klimaschutz in NÖ?

Viele Bürgerinnen und Bürger aus dem Kamptal lehnen die geplanten Eingriffe ab -und engagieren sich für ihr Natur- und Erholungsparadies…
Hunderte Menschen aus den Kamptal-Gemeinden haben im Mai 2018 einen Einspruch gegen die Umweltverträglichkeitserklärung der EVN unterschrieben und als „Bürgerinitiative“ Parteienstellung im Verfahren erlangt.

Am 29. August trafen sich mehr als 100 Menschen, um für ihr Kamptal buchstäblich ins Wasser zu gehen: Es fand der erste „Fluss-Flashmob“ im (kühlenden) Wasser des Kamp. Ein ORF Team (Bürgeranwalt) war mit dabei. Genau an der Stelle des „Splashmobs“ will die EVN den völlig naturbelassenen Kamp um 1,5 Meter tief ausgebaggern – um mehr Fallhöhe für die Stromerzeugung zu erzielen (sprich: um mehr Rendite zu machen…).

Das Kamptal oberhalb von Rosenburg ist eines der letzten, naturnahen Flusstäler in NÖ. Es darf nicht umgebraben und in einem erweiterten Stauraum versinken!

Die Menschen im Kamptal wollen ihr Natur- und Erholungsparadies bewahren.
Kamp-Flashmob: Hände weg vom einmaligen Naturfluss!

 

WWF-Flussreport: Massive globale Schäden durch wirtschaftlichen Scheuklappenblick

Flüsse sind mehr als nur Energie- und Wasserlieferanten – WWF fordert Neubewertung von Flusssystemen unter Rücksichtnahme ökologischer und sozialer Funktionen – Auch Österreichs Gewässerschutz braucht ganzheitliche Betrachtung.

Gesunde Flüsse sind Lebensraum sowie direkte Lebensgrundlage für Milliarden Menschen. Zudem mildern sie die negativen Auswirkungen des Klimawandels ab. Die rücksichtslose Übernutzung von Flüssen hingegen trägt zum Verschwinden ganzer Regionen bei. Der Bericht „Valuing Rivers“, den der Umweltverband WWF zur dieswöchigen Weltwasserwoche im Stockholm veröffentlicht hat, warnt vor der einseitigen Bewertung von Flüssen als reine Energie- oder Wasserlieferanten und verweist auf die vielfältigen Aufgaben, die Flüsse für Mensch und Natur übernehmen. Auch in Österreich zeigt sich die Wichtigkeit von gesunden Flüssen und deren nachhaltiger Nutzung.
„Flüsse sind unsere Lebensadern. Ohne gesunde Flüsse hätten sich keine Zivilisationen entwickeln können. Es ist eine Ironie der Menschheitsgeschichte, dass es gerade die hohen zivilisatorischen Ansprüche sind, die unsere Lebensadern am stärksten gefährden – sei es in der Energiegewinnung, im Industriesektor oder in der Landwirtschaft“, so WWF-Flussexperte Gebhard Tschavoll. „Wir müssen die Art und Weise, wie wir unsere Flüsse bewerten und bewirtschaften, dringend ändern – sonst drohen katastrophale Folgen für Mensch und Natur.“

Der neue WWF-Bericht „Valuing Rivers“ liefert eine umfassende Darstellung der globalen Flussfunktionen. Demnach sind weltweit zwei Milliarden Menschen für ihr Trinkwasser direkt auf Flüsse angewiesen. Ein Viertel der weltweiten Nahrungsmittelproduktion hängt von der Bewässerung durch Flüsse ab. Jedes Jahr werden mindestens zwölf Millionen Tonnen Süßwasserfische gefangen, die Millionen von Menschen Nahrung und Lebensunterhalt sichern. Eine halbe Milliarde Menschen leben in Fluss-Deltas, darunter die Bewohnerinnen und Bewohner von Megametropolen wie Shanghai, Kalkutta und Ho Chi Minh City. Ohne die stetige Versorgung mit Sedimenten drohen Flussdeltas im Meer zu versinken. Werden die Zubringerflüsse durch Dämme im Oberlauf verbaut, können sie das benötigte Material nicht in den Unterlauf transportieren. Das Resultat: Erosion und Landverlust im jeweiligen Delta.

Vernetzte Funktionen der Donau

„Auch in Österreich brauchen wir einen ganzheitlichen Blick auf die unterschiedlichen Flussfunktionen“, fordert WWF-Flussexperte Gebhard Tschavoll. „Was am Oberlauf von Flüssen passiert, hat Auswirkungen auf den Unterlauf. Bestes Beispiel ist die Donau: mit 18 Ländern Einzugsgebiet, der internationalste Fluss der Welt. Entsprechend vielfältig sind die Nutzungsinteressen.“ Während die energiewirtschaftliche Nutzung der Donau hoch ist, so spielt sie als Nahrungsquelle – besonders für Staaten am Oberlauf – kaum mehr eine Rolle. Etliche Kraftwerke nutzen den Fluss als Stromlieferant, stellen jedoch neben anderen Faktoren wie Verschmutzung und Überfischung für die Fischbestände eine große Belastung dar. Durch die vielen Staumauern werden auch Sand und Sedimente aufgehalten, was zur Verstärkung der Erosionskräfte im Unterlauf und vor allem im Donaudelta führt. Dem entgegen arbeitet der WWF seit Jahren mit seinem Programm zum Schutz des Donaustörs, aber auch mit Projekten zur Renaturierung degradierter landwirtschaftlicher Flächen im Delta.

Ein weiteres Problem an der starken Flussverbauung ist das gestiegene Gefahrenpotenzial im Hochwasserfall. In Österreich leben mehr als 3,7 Millionen Menschen in unmittelbarer Nähe von Flüssen. Durch Begradigungen wurde den Flüssen viel Platz weggenommen, was bei Hochwassern zu einer extremen Beschleunigung der Wassermassen führt. Während eine Hochwasserwelle an der Donau 1954 von Passau bis Hainburg noch 115 Stunden brauchte, so waren es beim Katastrophenhochwasser 2013 nur mehr 65 Stunden. Intakte Flusssysteme mit Überschwemmungsflächen in natürlichen Auen und Seitenarmen mindern das Hochwasserrisiko. Der WWF identifiziert in seinem Flussentwicklungsplan insgesamt 40 Flussstrecken in ganz Österreich, wo ökologischer Hochwasserschutz und die Wiederherstellung heimischer Flusslandschaften Hand in Hand gehen. Moderate Flussaufweitungen reduzieren die Erosionskraft der Flüsse. Zugleich entsteht neuer Lebensraum für selten gewordene Arten, wie Flussuferläufer, Ufertamariske oder Äsche.

Auf europäischer Ebene sind die Schutzstandards in der EU-Wasserrahmenrichtlinie verankert. Diese Grundlage des Gewässerschutzes gilt weltweit als Positiv-Beispiel für die langfristige Sicherung der Wasserressourcen. Die effektive Umsetzung der Richtlinie ist jedoch mangelhaft: Nach einer Untersuchung der EU-Umweltagentur aus dem Juli 2018 befinden sich nur mehr zirka 15  Prozent von Österreichs Flüssen in einem „sehr guten ökologischen“ Zustand. Der WWF fordert daher einerseits eine effektive Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie sowie andererseits eine umfassende Neubewertung von Flüssen unter Mitberücksichtigung aller ökologischen und sozialen Flussunktionen – und nicht nur des Energiepotenzials.

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KAMP-SPLASHMOB! 29. August, Rosenburg…

Am 29.8. treffen sich Bürgerinnen und Bürger in Rosenburg zum ersten KAMP-SPLASHMOB.
Dabei handelt es sich um einen Flashmob, aber im Wasser.

Treffpunkt: 9:30, bei der Rauschermühle (Zinnermühle), gegenüber Kraftwerk Rosenburg.

Wir werden mit unserem Kamp in direkten Kontakt treten. Also wird es nass.
Daher: Badesachen mitnehmen!

Bitte weitersagen und hinkommen!
(PS.: Es werden auch Medien erwartet…)