Werner Gamerith: Die Natur einer Kulturlandschaft

Vortrag und Buchpräsentation von Werner Gamerith

Für Mensch und Natur hat das Kamptal überregionale Bedeutung. Es war
 Zentrum der mittelalterlichen Kolonisation und gründerzeitlicher
 Sommerfrische, ist Standort von Klöstern und Burgen, alten Mühlen und
 neueren Kraftwerken, großartigen Naturresten und lohnenden Wanderzielen.
Das Katastrophenhochwasser 2002 war ein Anstoß, das Flusssystem als
 Ganzheit zu betrachten, ihm und seiner Lebenswelt wieder Raum
zurückzugeben. Leider droht schon wieder ein Kraftwerksbau in einem besonders sensiblen Abschnitt des Mittellaufs.
Trotz mancher Verluste ist viel Ursprüngliches erhalten: Bäche und Moore, 
traditionelle Streifenfluren und grandiose Felsbildungen, Naturwälder oder
 pannonische Trockenrasen werden von selten gewordenen Pflanzen und Tieren 
bewohnt.
Der Vortrag stellt – ebenso wie der gleichnamige Bildband – diesen 
Reichtum vor.

Referent: DI Werner Gamerith, Waldhausen im Strudengau
Studierte an der BOKU Kulturtechnik und Wasserwirtschaft, lebt auf einem kleinen Bauernhof, pflegt und gestaltet mit seiner Frau einen Natur- und Biogarten, fotografiert, schreibt und hält Vorträge zu ökologischen Themen.
Seine Bücher, u.a. „Naturgarten – Der sanfte Weg zum Gartenglück“, vermitteln naturnahe Gartengestaltung, ökologische Zusammenhänge und ein zukunftsfähiges Wertebewusstsein, das man auch in einem kleinen Garten üben kann.
Konrad-Lorenz-Preis-Träger und weitere Auszeichnungen.

Bücher von Werner Gamerith können nach dem Vortrag erworben und signiert werden.

Wann: Dienstag, 4. Oktober, 2016 um 19.00 Uhr


Wo: Stift Zwettl

Diese Veranstaltung wird in Zusammenarbeit mit dem Kath. Bildungswerk Stadt und Stift Zwettl durchgeführt.

Bitte hinkommen – und weitersagen!

EVN hält am Neubau des Kamp-Kraftwerks Rosenburg fest 

Umweltschützer reagieren enttäuscht und kündigen Widerstand an

Die EVN informierte heute, Freitag 12.8.2016, die Naturschutzverbände, dass der behördliche Genehmigungsprozess  beim Neubau des historischen Kleinwasserkraftwerks Rosenburg im Rahmen einer ‚Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP)‘ stattfinden wird. Laut einem Konzernsprecher sei das vom Amt der NÖ Landesregierung so entschieden worden, nun werde das Detailprojekt ausgearbeitet. Damit hat die EVN wohl die Entscheidung getroffen, das Kraftwerk einzureichen und das Verfahren durchzuziehen. Die „Aktionsgruppe Lebendiger Kamp“ reagiert enttäuscht auf diese Verlautbarung und kommentiert die Entwicklung wie folgt:

„Es gab mehrere Kooperations-Angebote von Umweltschutzorganisationen an die EVN „naturkraft“. Damit sollte ein Weg gefunden werden, der die einmalige Naturlandschaft im mittleren Kamptal vor weiteren schwerwiegenden Eingriffen verschont, die Region wirtschaftlich stärkt und Vergeudung von Geld der EVN-Kunden sowie öffentlicher Mittel vermeidet. Die EVN hat diese Botschaft offenbar nicht verstanden oder nicht ernst genommen.

Es ist angesichts der offenkundigen energiewirtschaftlichen Bedeutungslosigkeit, der Unwirtschaftlichkeit, der unvermeidlichen Beeinträchtigung des Landschaftsbildes und der stark negativen ökologischen Auswirkungen des Kraftwerks-Neubaus unverständlich, warum die EVN an dem Projekt festhält.

Wir haben wiederholt an den EVN-Mehrheits-Eigentümer, das Land NÖ appelliert, das Projekt zu stoppen, um weitere Konflikte und Schäden für die Umwelt zu vermeiden. Diese Aufforderung halten wir – mit gesteigerter Vehemenz – weiterhin aufrecht. Das gleiche gilt für das Angebot, einen gemeinsamen Weg ohne Kraftwerksneubau zu finden.

Sollte die EVN das Projekt aber tatsächlich zur Genehmigung einreichen, werden wir sehr darauf Acht geben, dass alle rechtlichen Rahmenbedingungen genauestens eingehalten werden. Besonders werden wir unser Augenmerk darauf richten, dass unabhängige Gutachter involviert werden, die von allen anerkannt sind und die unbefangen agieren können. Aufgrund der Erfahrungen bei den historischen Auseinandersetzungen im Kamptal wie auch in Hainburg in den Achtzigerjahren sind wir überzeugt, dass ein positiver Behördenentscheid für einen Kraftwerksneubau in einem Landschafts- und Europaschutzgebiet nur durch Rechtsbeugung zustande kommen kann. Sollte dieser Fall eintreten, werden wir – wie dies auch beim EVN-Kraftwerksprojekt Ferschnitz an der Ybbs erfolgreich passiert ist – die Europäische Kommission einschalten. Das mittlere Kamptal ist ein in Österreich einzigartiges Naturjuwel. Wir werden es mit aller Kraft verteidigen.“

WWF warnt vor weiterem EU-Verfahren in der Causa Kraftwerk Rosenburg

WWF Presseinformation
EU-Rüffel für Österreich beim Kraftwerk Ferschnitz: WWF warnt vor weiterem EU-Verfahren in der Causa Kraftwerk Rosenburg am Kamp
Utl.: Kraftwerksneubau im Kamptal würde seltene Au, Naturwald und intakte Fließstrecke schädigen
Wien am 29. April 2016 – Angesichts der gestrigen EU-Rüge für Österreich wegen Nichtbeachtung von EU-Naturschutz-Vorschriften (Natura 2000) beim Bau des Ybbs-Kraftwerks bei Ferschnitz in Niederösterreich warnt der WWF vor ähnlichen Konflikten im Fall des Kraftwerks Rosenburg am Kamp.
Christoph Litschauer, Flussexperte beim WWF Österreich, kommentiert die Situation wie folgt:
„Der von der EVN beabsichtigte Neubau des Klein-Kraftwerks Rosenburg hätte schwere Beeinträchtigungen von natürlichen Lebensräumen zur Folge, die als Europaschutzgebiet gewidmet sind. Die geplante Anhebung des Wasserspiegels durch eine neue Staumauer würde eine sehr seltene Hartholzau und natürliche Ufer von prioritär geschützen Schlucht- und Hangmischwäldern beeinträchtigen. Dies widerspricht dem Erhaltungsziel des Natura 2000-Gebietes und kann, ähnlich wie beim Kraftwerk Ferschnitz an der Ybbs, zu einem EU-Vertragsverletzungsverfahren führen. Außerdem drohen schwere Schäden für den natürlichen Fluss durch Ausbaggerungen im Unterwasser. Wir appellieren dringend an die EVN und ihre Eigentümer, allen voran das Land NÖ, weitere Konflikte zu vermeiden und von jeglichen neuen Eingriffen in das Europaschutzgebiet Abstand zu nehmen!“

EU-Rüge für Österreich: Nichteinhaltung von EU-Richtlinie im Fall Kraftwerk Ferschnitz / Ybbs

EU-Kommission kritisiert Österreich (neben anderen) für Nicht-Einhaltung der der Natura-2000-Bestimmungen in NÖ: „Bei dem fraglichen Gebiet (Kraftwerk Ferschnitz / Ybbs, Anmk.) handelt es sich um eines der beiden wichtigsten Gebiete zur Erhaltung des Huchens (hucho hucho). Das gesamte Gebiet befindet sich in einem nicht zufriedenstellenden Zustand, und das Vorhaben würde die Belastung der Gewässer am Standort noch erhöhen. (…) Da die österreichischen Behörden das Verfahren nicht ordnungsgemäß angewandt haben, übermittelt die Kommission Österreich nun eine mit Gründen versehene Stellungnahme und fordert das Land auf, die FFH-Richtlinie vollständig einzuhalten. Kommt Österreich dieser Aufforderung nicht binnen zwei Monaten nach, kann die Kommission den Fall an den Gerichtshof der Europäischen Union verweisen.“

Hier findet sich die Presseerklärung der EU-Kommission

Wir fragen uns: Soll sich dieser Vorgang im Fall Kraftwerk Rosenburg wiederholen? 

Landesrat Stephan Pernkopf hat leider auf den offenen Brief von Naturschutzbund, WWF und Riverwatch mit der Bitte um ein konstruktives Gespräch („Flüsse-Gipfel“) über die EVN-Pläne in Rosenburg bis Dato (29. April 2016) noch immer nicht reagiert…

 

Offener Brief: NGOs fordern Flüssegipfel zur Zukunft des Kamptales

Sehr geehrter Herr Landesrat,
die aktuellen Entwicklungen beim Wasserkraftausbau in Niederösterreich und insbesondere im Kamptal erfüllen die unterzeichnenden Naturschutzorganisationen mit großer Sorge.

Wir begrüßen die Initiativen des Landes Niederösterreich, den Anteil der Erneuerbaren zu steigern, Verbrauchsziele zu definieren und die Energieeffizienz voranzutreiben. Eine undifferenzierte Befürwortung der Wasserkraft ist jedoch sehr bedenklich. So steht beim Kraftwerk Rosenburg am Kamp der geringe energetische Zugewinn von  1,8 GWh/a in keinem Verhältnis zum Verlust an Flussnatur, der mit dem Neubau einhergeht. Zu den Schäden an den bedrohten Arten und Lebensräumen des Europaschutzgebiets gesellen sich potentielle negative Auswirkungen auf das soziale Klima und auf die Reputation von Betreiber und Politik: Das Kamptal war noch vor dem historischen Konflikt in den Hainburger Donau-Auen Schauplatz der ersten harten Auseinandersetzung zwischen Kraftwerksbetreibern und dem Naturschutz.

Im Sinne einer vorausschauenden Planung und zur Konfliktvermeidung wäre die Energiewirtschaft deshalb gut beraten, die Sensibilität von Standorten zu bedenken und gemeinsam mit Umweltverbänden in einem ehrlichen und transparenten Prozess nach Lösungen zu suchen. Beim geplanten Neubau des Kraftwerks Rosenburg ist die Einbindung der NGOs misslungen: Mit den NGOs getroffene Abmachungen hinsichtlich der Variantenprüfung wurden nicht eingehalten, ihre Bedenken nicht berücksichtigt. Im Gegenteil: Die im Dezember 2015 präsentierten EVN-Pläne zielen sogar auf wesentlich massivere Eingriffe in die Naturgüter ab, als dies zu Beginn des so genannten „Beteiligungsprozesses“ im Juni 2015 kommuniziert wurde. Die fundierten inhaltlichen Stellungnahmen der Naturschutzorganisationen wurden nicht eingearbeitet, sondern lediglich als „Anhang“ erwähnt. Eine solche Vorgehensweise ist nicht geeignet, konstruktive zivilgesellschaftliche Mitwirkung zu stärken, zerstört Vertrauen und schürt den Konflikt.

Die Umweltorganisationen Naturschutzbund NÖ, Riverwatch, der WWF Österreich sowie zahlreiche engagierte Privatpersonen und Künstler der Region befürchten, dass die aus unserer Sicht inakzeptable Vorgangsweise rund um die geplante Neu-Errichtung des Kraftwerks Rosenburg ein Präzedenzfall für ähnlich gelagerte Projekte werden könnte.
Wir sind zudem der Überzeugung, dass auch die Einhaltung der EU-Richtlinien (Natura 2000, Wasserrahmenrichtlinie) hier nicht gegeben ist: Im ökologisch herausragenden Kamptal ist besonderes Augenmerk auf das Unterbinden von Verschlechterungen für Schutzgüter und Gewässer-Qualitätskriterien zu legen. Ein „überwiegendes öffentliches Interesse“ an einem Neubau des KW Rosenburg ist angesichts der energetischen Bedeutungslosigkeit des Vorhabens schwer argumentierbar.
Die letzten großen naturnahen Flusstäler des mittleren Kamps, der Ybbs und der Erlauf haben nicht nur eine außergewöhnliche ökologische Bedeutung, sondern sollten auch als Reliktstandorte anderswo längst verschwundener Flussnatur für nachfolgende Generationen erhalten bleiben.
Sehr geehrter Herr Landesrat, Sie haben auf unsere Initiative vom Dezember 2015 für einen Niederösterreichischen Flüssegipfel bis heute nicht reagiert. Wir sind weiterhin zu einer konstruktiven Zusammenarbeit bereit und möchten unser Dialogangebot mit Nachdruck erneuern. Um eine Lösung zu finden, die sowohl dem Naturschutz als auch dem Klimaschutz zuträglich ist, bedarf es einer ausgewogenen Entscheidung des Mehrheits-Eigentümers und der Politik.
Wir ersuchen Sie eindringlich, unser Dialogangebot anzunehmen und zügig den „Flüsse-Gipfel“ über die Zukunft des Kamptales anzuberaumen. Wir sind überzeugt, dass es möglich ist, einen Konflikt wie in den 80iger-Jahren zu vermeiden und gemeinsam Lösungen zu finden.

Mit freundlichen Grüßen, 

für die Initiative Lebendiger Kamp
Andrea Johanides
WWF Österreich

DI Ulrich Eichelmann
Riverwatch

Univ.-Prof. Dr. Walter Hödl
Naturschutzbund NÖ

(11.3.2016)