Statement der Initiative „Lebendiger Kamp“ zum angekündigten „Nationalpark Kampwald“ im Waldviertel

Am 12. Mai erfuhr die Initiative „Lebendiger Kamp“ aus einer medialen Verlautbarung, dass Vertreter der NÖ Landesregierung im Bereich „Kampwald“ „rund um das Gut Ottenstein“ die Einrichtung eines Nationalparks anstreben. Im „Sommer“ soll beim Biodiversitätsfonds des Bundes „um Fördermittel angesucht werden“.
Keine der an der Initiative „Lebendiger Kamp“ beteiligten Personen aus der Region bzw. keine der die Initiative unterstützenden Organisationen war zuvor darüber informiert worden oder eingebunden gewesen. 

Daher verfügen wir derzeit über keine genauen Informationen über das geplante Nationalpark-Projekt. Uns ist aktuell weder die genaue Lage und Fläche des Projektes bekannt, noch wissen wir, ob die relevanten, naturschutzfachlich hochwertigen Flächen v.a. im mittleren Kamptal in die (offenbar bereits existierende) Planung mit einbezogen sind. 

Die Initiative „Lebendiger Kamp“ hat bereits 2023 eine „Vision für ein lebendiges Kamptal“ veröffentlicht, die ein hochrangiges, großes Schutzgebiet im Bereich des mittleren Kamptals vorschlägt – unter Einbeziehung der naturnahen, urwaldartigen Kampwälder und des frei fließenden Kampflusses, als Herz einer umfassend geschützten Kernzone. 

Damit erging auch ein Angebot an die NÖ Landesregierung (bzw. der EVN) mit uns in einen Dialog über eine ökologisch nachhaltige Zukunftsentwicklung des Kamptals zu treten. Dazu erfolgte leider bis dato keine Reaktion. 

Wir bewerten die Ankündigung von Vertretern der NÖ Landesregierung, im Waldviertel einen zweiten Nationalpark zu schaffen, grundsätzlich als positive Entwicklung mit einem großen Potential, die – sofern auf fachlich einwandfreien Grundlagen aufbauend – neue Möglichkeiten für Natur und Mensch eröffnen kann. 

Ein Nationalpark ist eine höchstrangige, international durch die Weltnaturschutzorganisation IUCN bewahrte und verwaltete Schutzgebietskategorie – mit entsprechend strikten Vorgaben für den großflächigen Schutz natürlicher Ökosysteme und Arten. In Österreich war es bislang Usus, alle Nationalparks in Übereinstimmung mit den Richtlinien der IUCN zu entwickeln – und diesbezüglich auch ein positives Gutachten seitens der IUCN einzuholen. Mangels ausreichender Informationen können wir aber nicht beurteilen, ob das aktuelle Vorhaben eines „Kampwald-Nationalparks“ den IUCN-Vorgaben entspricht. 

Es ist fachlich unumstritten, dass das mittlere Kamptal eine der wertvollsten Naturlandschaften im außeralpinen Österreich und daher mehr als „nationalparkwürdig“ ist. Daher steht für uns außer Zweifel, dass ein zukünftiger Nationalpark in der Region „Kampwald“ nur rund um die Bewahrung der ökologisch äußerst wertvollen Naturwälder und des sehr ursprünglichen Kampflusses im mittleren Kamptal Sinn ergibt. 

Wir erneuern somit unser Angebot, mit der NÖ Landesregierung einen konstruktiven Dialog über eine ökologisch nachhaltige Entwicklung des mittleren Kamptals zu starten – und erwarten uns eine zeitnahe und detaillierte Information über den Stand der Nationalparkplanung im Waldviertel. 

Die einzigartigen Hangwälder mit „Urwaldcharakter“ und der natürliche Kamp im mittleren Kamptal verdienen eine umfassende Bewahrung. Ein Nationalpark im mittleren Kamptal würde auch positive Impulse für die Regionalentwicklung geben …
Im mittleren Kamptal fließt der Kamp weitgehend naturbelassen und frei durch das wilde Tal. Erst bei Rosenburg bremst ihn eine 100 Jahre alte Staumauer. Bei Hochwasser läßt sich erahnen, wie der Kamp in  der „Restwasserstrecke“ unter dem Wehr des Kraftwerks Rosenburg beim Umlaufberg nach einer Renaturierung aussehen würde … .