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Kraftwerkskonflikt in Graz: Stur an der Mur

Die Wahlnacht war noch nicht zu Ende, fuhren schon die schweren Maschinen auf: Seit Montag 6. Februar wird am Ufer der Mur in Graz gerodet. Der Grund dafür ist ein höchst umstrittenes Kraftwerk, das nach Meinung sämtlicher Naturschutzorganisationen weder ökologisch noch ökonomisch Sinn ergibt.

Das Magazin News berichtet aktuell ausführlich darüber.

Der WWF-Flussexperte Gebhard Tschavoll meint dazu: „Bevor die letzten frei fließenden Flussstrecken verbaut werden, sollten vorhandene Mittel in zukunftsfähigere Projekte investiert werden.“ Der WWF hat zur Entwicklung ausführlich Stellung genommen: WWF verurteilt Rodungen.

Eine vom WWF in Auftrag gegebene Wirtschaftlichkeits-Studie zu aktuell geplanten Wasserkraftwerken in Österreich kommt zum klaren Ergebnis: Das Murkraftwerk rechnet sich nicht. Noch schlimmer steht es übrigens um den von der EVN geplanten Neubau des Kraftwerks Rosenburg…  Das Projekt ist wirtschaftlich nicht darstellbar.

Laut Berechnungen der Grünen könnten mit den Projektkosten des Murkraftwerkes 750 Gebäude in Graz thermisch saniert werden. Mit einer Investition von 74 Millionen Euro in Photovoltaik-Anlagen könnte man denselben Energie-Output wie das  Murkraftwerk erzielen, ohne, dass ein einziger Baum gefällt werden muss.

Die Grazer Initiative „Mur findet Stadt“ hat eine höchst interessante Alternative zur Verbauung der Mur in Graz vorgeschlagen: Die Mur renaturieren und den Grazerinnen und Grazern als Erholungs.- und Naturraum zurückzugeben…

Das Polit-Establishment von Graz hält aber nach wie vor stur am Kraftwerk an der Mur fest. Die Frage stellt sich: warum?

Unterdessen spitzt sich die Lage am Murufer zu: Viele Menschen demonstrieren friedlich für Demokratie (Abhaltung einer Volksbefragung)  und gegen das Kraftwerk. Ein Aktions-Camp wurde errichtet. Es wurden aber bereits gewaltsame Übergriffe von Sicherheitsleuten gegen Umweltschützer dokumentiert.

Wir hoffen, dass die Regierenden von Graz den Ausstieg aus diesem selbstverschuldeten Debakel bzw. dieser sinnbefreiten Eskalation schaffen, bevor noch mehr Schaden angerichtet wird.

Und wir hoffen, dass Niederösterreich g’scheiter ist und eine derartige Situation am Kamp gar nicht erst entstehen läßt…

Aktuelle Infos zu Widerstand, Mitmachen und Hintergrund gib es hier: Rettet die Mur!

Werner Gamerith: Die Natur einer Kulturlandschaft

Vortrag und Buchpräsentation von Werner Gamerith

Für Mensch und Natur hat das Kamptal überregionale Bedeutung. Es war
 Zentrum der mittelalterlichen Kolonisation und gründerzeitlicher
 Sommerfrische, ist Standort von Klöstern und Burgen, alten Mühlen und
 neueren Kraftwerken, großartigen Naturresten und lohnenden Wanderzielen.
Das Katastrophenhochwasser 2002 war ein Anstoß, das Flusssystem als
 Ganzheit zu betrachten, ihm und seiner Lebenswelt wieder Raum
zurückzugeben. Leider droht schon wieder ein Kraftwerksbau in einem besonders sensiblen Abschnitt des Mittellaufs.
Trotz mancher Verluste ist viel Ursprüngliches erhalten: Bäche und Moore, 
traditionelle Streifenfluren und grandiose Felsbildungen, Naturwälder oder
 pannonische Trockenrasen werden von selten gewordenen Pflanzen und Tieren 
bewohnt.
Der Vortrag stellt – ebenso wie der gleichnamige Bildband – diesen 
Reichtum vor.

Referent: DI Werner Gamerith, Waldhausen im Strudengau
Studierte an der BOKU Kulturtechnik und Wasserwirtschaft, lebt auf einem kleinen Bauernhof, pflegt und gestaltet mit seiner Frau einen Natur- und Biogarten, fotografiert, schreibt und hält Vorträge zu ökologischen Themen.
Seine Bücher, u.a. „Naturgarten – Der sanfte Weg zum Gartenglück“, vermitteln naturnahe Gartengestaltung, ökologische Zusammenhänge und ein zukunftsfähiges Wertebewusstsein, das man auch in einem kleinen Garten üben kann.
Konrad-Lorenz-Preis-Träger und weitere Auszeichnungen.

Bücher von Werner Gamerith können nach dem Vortrag erworben und signiert werden.

Wann: Dienstag, 4. Oktober, 2016 um 19.00 Uhr


Wo: Stift Zwettl

Diese Veranstaltung wird in Zusammenarbeit mit dem Kath. Bildungswerk Stadt und Stift Zwettl durchgeführt.

Bitte hinkommen – und weitersagen!

Vor Klimakonferenz von Paris: Klima-Marsch in Wien

Das Bündnis „System Change, not Climate Change!“ drängt auf tatsächliche Lösungen für die Klimakrise anlässlich des UN-Klimagipfels (COP21)

Weltweit finden am Wochenende vor UN-Klimagipfel in Paris „Climate Marches“ und Aktionen statt. In Wien ruft das Bündnis „System Change, not Climate Change!“ am Sonntag, 29.11., zu einer Demonstration und einem darauf folgenden Straßenfest vor dem Parlament auf. Mehrere tausend DemonstrantInnen werden erwartet.

Um die Klimakrise in den Griff zu bekommen und für Klimagerechtigkeit zu sorgen, muß die Menschheit die Art und Weise, wie  gewirtschaftet und gelebt wird, grundsätzlich ändern.

Termin: Sonntag, 29.11.2015
Climate March ab 12:30 Uhr vom Sigmund-Freud Park zum Straßenfest ab 14:00 Uhr vor dem Parlament, um etwa 15 Uhr wird ein Pressefoto versendet: Foto von 23 Meter Höhe des von Hunderten von Menschen geformten Schriftzugs „System Change!“ vor dem Parlament.

Wir brauchen eine echte Energiewende und ernsthaften Klimaschutz in allen Politikfeldern und Lebensbereichen.

Die Aktionsgruppe Lebendiger Kamp unterstützt daher den Aufruf zum Klima-Marsch.

Bitte hinkommen und weitersagen!

Die Aktionsgruppe Lebendiger Kamp

150 Menschen bei Kamptalwanderung

Mehr als 150 Menschen folgten am Samstag dem 14.11.2015 der Einladung der Aktionsgruppe „Lebendiger Kamp“ gemeinsam mit dem Naturschutzbund NÖ und dem WWF zum Lokalaugenschein beim Kraftwerk Rosenburg – und informierten sich über die Auswirkungen des geplanten Kraftwerksneubaus. Sogar aus Tirol waren Mitglieder der WWF Jugendorganisation „Generation Earth“ angereist, um das Kamptal kennen zu lernen.

Der bekannte Kamp-Buchautor Werner Gamerith und der Naturschutzexperte Univ.Prof. Dr. Bernd Lötsch erläuterten die von der EVN bisher vorgelegten Pläne und strichen bervor, dass der geringe Zuwachs an Stromausbeute die Eingriffe auf bis zu über zwei Kikometer freier Fließstrecke keinesfalls rechtfertigen könne: Der Kamp ist hier als Landschaftsschutzgebiet und als Europaschutzgebiet gewidmet, was ökologische Verschlechterungen eigentlich ausschliessen sollte. Darüber hinaus haben zwei frühere Minister gemeinsam mit dem WWF diesen betroffenen Abschnitt auch als „Flussheiligtum“ klassifiziert. Die neuen Kraftwerkspläne sorgte daher bei den vielen BesucherInnen für Kopfschütteln.

Die VertreterInnen der Naturschutzorganisationen legten ihre Position klar: Es gibt keine fundamentalen Vorbehalte gegen eine Modernisierung der Turbinen und eine Bestandssanierung beim alten Kraftwerk, um einen höheren Wirkungsgrad zu erzielen. Eingriffe in die freie Fliessstrecke lehnen die Organisationen aber klar ab. Sollte eine Bestandssanierung ohne Eingriff in den Naturraum sich als nicht ausreichend rentabel für die EVN erweisen, wird ein Rückbau der Kraftwerksanlage empfohlen. Dies könnte im Rahmen einer breiten Natur-Partnerschaft zwischen dem Betreiber EVN naturkraft  und NGOs erfolgen. Damit würde es auch möglich sein, die Gesamtregion zu fördern.

Die NGOs sind derzeit mit der EVN in einem Diskussionprozess bezüglich möglicher Optionen für das Kamptal und werden bis zum 23.11. Stellungnahmen  zu den ersten Variantenuntersuchungen der EVN einbringen. Die NGOs hoffen, dass der (zu begrüssende) Dialog-Prozess mit der EVN  vom Projektwerber tatsächlich ernst genommen wird und dass eine tragbare Lösung für alle Seiten – vor allem für den Kamp – zur Umsetzung kommt.

Das Kamptal, die EVN und ein Kraftwerksneubau…

Das mittlere Kamptal ist ein einzigartiges Naturparadies und wurde vom WWF und vom Lebensministerium als „Flussheiligtum“ ausgezeichnet. Daher sollte es eigentlich unantastbar sein. Doch nun drohen der Abriss und der erweiterte Neubau des alten Kraftwerks Rosenburg. Die Aktionsgruppe „Lebendiger Kamp“ will das Kamptal in seiner Schönheit, Wildheit und Artenvielfalt erhalten..

Der niederösterreichische Kraftwerksbetreiber EVN verfolgt den Plan, das alte Kraftwerk Rosenburg durch eine größere Anlage zu ersetzen. Dazu wurde im Sommer 2015 mit Varianten-Untersuchungen begonnen. Für das neue Kraftwerk würde eine höhere Beton-Staumauer errichtet, der bestehende Stauraum  auf mindestens einen Kilometer in das Europaschutzgebiet hinein verlängert und die Flusssohle im Unterwasser durch Ausbaggerungen schwer geschädigt werden. Die Energieausbeute des neuen Kraftwerkes wäre bescheiden und würde in keinem sinnvollen Verhältnis zur dadurch angerichteten Zerstörung der freien Fließstrecke stehen.

Um das einmalige Kamptal in seiner Schönheit und Artenvielfalt zu erhalten, haben sich engagierte Menschen mit NGOs und ExpertInnen zusammengetan – und die „Aktionsgruppe Lebendiger Kamp“ ins Leben gerufen.

Wir sind der Meinung, dass das wunderbare Kamptal als Naturraum für die hier vorkommenden Arten als Lebens- und für die Menschen als Erholungsraum bewahrt werden muss!
Ein Kraftwerksneubau ist im Europasschutzgebiet Kamptal nicht vertretbar.

Wir treten vehement für die ökologische Energiewende ein.
 Der Ausbau von Sonnen-, Wind- und Biomasseenergie sowie Energieeinsparung und die bessere Effizienz bestehender Kraftwerke sind das klare Ziel – auch von uns NaturschützerInnen! Dazu ist es natürlich sinnvoll, bestehende Wasserkraftwerke zu optimieren.

Im Gegensatz zu den von der EVN vorgelegten Plänen für den Kamp bei Rosenburg etwa ist im Falle des EVN-Kraftwerkes Mühlhof in Scheibbs das Wort Revitalisierung tatsächlich angebracht:  Das unter Denkmalschutz stehende historische Kraftwerksgebäude wurde mustergültig renoviert, mit neuer Turbinentechnik die Stromausbeute um 10 % erhöht, ohne dass das Wehr erhöht oder das Unterwasser eingetieft wurde. Warum ist so eine behutsame Vorgangsweise an der regulierten Erlauf im Stadtgebiet von Scheibbs möglich, nicht aber beim als Flussheiligtum ausgewiesenen Kamp bei Rosenburg?

Wir lehnen es ab, für eine dürftige Steigerung in der Stromausbeute eines unserer letzten intakten Flussheiligtümer zu schädigen. Wir weisen es zurück, so ein Vorhaben auch noch als ökologisch optimierte Revitalisierung zu verharmlosen. Das teilweise durch Staumauern bereits  ökologisch  stark beeinträchtigte Kamptal verdient vielmehr eine Renaturierung und keine weiteren Eingriffe in den Naturraum durch Kraftwerksneubauten.

Nun braucht es viele Stimmen von engagierten Menschen, um das einmalige Kamptal zu retten! Machen auch Sie / mach auch Du mit:  Aktiv werden