Die neue EU Biodiveritätsstrategie 2030, die von der EU-Kommission (2020) veröffentlicht und von den Mitgliedsstaaten einstimmig beschlossen wurde, will bis 2030 ganze 25.000 Kilometer Fluss renaturieren und wieder frei fließend machen. Die Strategie schlägt zwei Hauptaktionen vor, um dieses Ziel zu erreichen: Beseitigung von Barrieren und Wiederherstellung von Auen und Feuchtgebieten. „Flüsse in Europa sind stark fragmentiert. Die Beseitigung von Flussbarrieren zur Wiederherstellung ihres natürlichen Flusses und ihrer Konnektivität wird das Gedeihen von Süßwasserökosystemen fördern und die Migration gefährdeter Arten ermöglichen,“ konstatiert die Europäische Kommission. In einem neuen Guidance Paper erklärt sie nun wie das Renaurierungsprogramm umgesetzt werden soll.
Wir begrüßen diese EU-weit geltenden Ziele und schlagen den unteren / mittleren Kamp zwischen Donau und der Staukette gleich mal für ein derartiges Renaturierungsprogramm vor! Der Fluss hat zwischen Donaumündung und Staukette abschnittsweise noch Wildflusscharakter und ist mit vergleichsweise wenig Aufwand in einen guten Zustand zu bringen. Der untere und mittlere Kamp ist gemeinsam mit den überwiegend naturnahen Ufern und den teilweise urwaldartigen Hangwäldern ein ökologisches Gesamtkunstwerk. Das gilt auch für den Oberlauf – oberhalb der Staukette.
Wir meinen: In Zeiten der eskalierenden Klima- und Biodiversitätskrise ist der Kamp daher unbedingt erhaltungs- bzw. sanierungswürdig!
Die EU-Biodiversitätsstrategie 2030 und das geplante EU „Nature Restoration Law“ wollen ja genau solche letzten naturnahen Gebiete erhalten bzw. ökologisch wieder herstellen. Das bestehende FFH- und Vogelschutzgebiet bzw. Landschaftsschutzgebiet sollte daher zum Leben erweckt werden – anstatt eine ökologische Degradierung durch den geplanten Abriss und (erweiterten) Neubau des Kraftwerks Rosenburg wissentlich voranzutreiben.
Wir sagen daher: Die Zukunft des Kamps ist eine wichtige Nagelprobe dafür, welchen realen Wert die Lippenbekenntnisse der (Landes- und Bundes-)Politk zu mehr Naturschutz haben. In einem ökologisch so bedeutenden Gebiet wie dem mittleren Kamptal ist ein Kraftwerksneubau (mit Stauraum-Erweiterung und Unterwasser-Ausbaggerung) sicher das Gegenteil dessen, was die Naturschutz-Verpflichtungen und -Ziele verlangen.
Und: In der Region wird fast nirgendwo Photovoltaik-Strom auf den Dächern von Shopping-Centers oder Gewerbegebieten produziert.
Ein Versäumnis, für das nun der Kamp büßen soll?