Hunderte BürgerInnen formieren sich gegen Neubau des Kraftwerks Rosenburg im Kamptal

UVP-Einsprüche von fünf führenden NGO’s: EVN-Unterlagen strotzen vor gravierenden Mängeln und unsachgemäßen Schlussfolgerungen

Am 15. Juni 2018 endete die Stellungnahme-Frist im Rahmen des Umweltverträglichkeitsprüfungs-Verfahrens zu dem von der EVN geplanten Neubau des Kampkraftwerks Rosenburg. Die Bürgerinitiative „Lebendiger Kamp – Nein zum Ausbau des Kraftwerks Rosenburg“ sammelte in nur zwei Wochen weit mehr als 500 Unterschriften in den betroffenen Gemeinden. Davon gingen bis Freitag 15.6. 420 Unterschriften rechtzeitig bei den Vertreterinnen der Bürgerinitiative ein und wurden – samt ausführlichen Zusatzerläuterungen – fristgerecht an das Amt der NÖ Landesregierung übermittelt. Die Bürgerinitiative hat somit die Hürde von 200 Unterschriften deutlich übertroffen und daher um die Zuerkennung der Parteienstellung im UVP-Verfahren angesucht. Die Anliegen der Bürgerinitiative werden von Prominenten wie den Schauspielerinnen Erni Mangold und Anne Bennent unterstützt.

Auch ExpertInnen der Umwelt- und Naturschutzorganisationen Naturschutzbund NÖ, Forum Wissenschaft und Umwelt, LANIUS, Riverwatch und WWF haben die „Umweltverträglichkeitserklärung“ der EVN penibel durchleuchtet. Die Analysen der Fachleute erbrachten eine lange Liste an gravierenden Mängeln und fachlich befremdlichen Schlussfolgerungen. Durch die geplante Unterwasserausbaggerung von 1,5 Kilometer und die Stauanhebung werden geltende gesetzliche Bestimmungen – wie die EU-Naturschutzrichtlinien, die EU-Wasserrahmenrichtlinie und der NÖ-Landschaftsschutz – verletzt. Die NGOs bewerten das EVN-Kraftwerksprojekt eine Kraftwerksneubaus in Rosenburg daher als „nicht genehmigungsfähig“. Naturschutzbund NÖ, Forum Wissenschaft und Umwelt, LANIUS und WWF haben zudem Parteienstellung im UVP-Verfahren beantragt.

„Wir sind vom Ausmaß der Unterstützung aus der Bevölkerung regelrecht überwältigt, so viele Unterschriften haben wir nicht erwartet“, freut sich Sibylle Steidl, Vertreterin und Erstunterzeichnerin der neu gegründeten Bürgerinitiative. In weniger als zwei Wochen gingen 534 Unterschriften aus den Gemeinden Rosenburg-Mold, Gars, Horn, Altenburg, Meiseldorf und Burgschleinitz bei den InitiatorInnen ein. Die Bürgerinitiative spricht sich entschieden gegen den Neubau des Kraftwerks im Natura2000-Gebiet Kamp- und Kremstal aus. Weitere InitiatorInnen aus der Kamptal-Region sind der Unternehmensberater Clemens Feigel, der Biologe Stefan Glaser und die Geschäftsfrau Barbara Zohner.

Zentrale Kritikpunkte der KraftwerksgegnerInnen aus dem Kamptal:
Verschlechterungen für geschützte Tier- und Pflanzenarten in einem ausgewiesenen Natura2000-Schutzgebiet durch den Kraftwerksbau.
Der Neubau der Staumauer und die Fluss-Ausbaggerung wird eine weitere Verschlechterung der Fließdynamik mit entsprechend negativem Einfluss auf den Fischbestand und Wasserqualität sowie eine Absenkung des Grundwasserspiegels zur Folge haben.
Die Umweltschützer sind überzeugt, dass die Stromausbeute des Kraftwerkes in keinem Verhältnis zur Umweltzerstörung steht.
Dazu kommt, dass sich die VertreterInnen der Bürgerinitiative vom Kraftwerksbetreiber EVN nur mangelhaft bzw. falsch informiert fühlen.

Sibylle Steidl: „Unser Ziel ist es, den Kraftwerksbau abzuwenden und dieses Flusstal von einzigartiger Schönheit zu bewahren. Nicht vorzustellen, wenn dort täglich lärmende LKW und Bagger die Landschaft zerstören. Schwere ökologische Schäden wie etwa die Schlägerung eines streng geschützen Aulebensraumes werden von der EVN zudem auch noch verharmlost. Wir werden uns das nicht gefallen lassen.“

Der Kamp soll über 1500 Meter flussabwärts unterhalb des alten Kraftwerks ausgebaggert werden, um die Fallhöhe des Wassers für die Energiegewinnung um einen Meter zu steigern. Die EVN kalkuliert hier mit einer Grundwasserabsenkung auf ein Gebiet von 15 Hektar. Die flussbegleitende Auenlandschaft würde dadurch den Kontakt zum Wasser verlieren, die Fließdynamik des Kamps würde entscheidend verschlechtert bzw. geschützte Arten heimatlos. Der Biologe Stefan Glaser ist überzeugt: „Dieses Bauvorhaben verstößt gegen Naturschutzgesetze.“

Der ebenfalls im Kamptal ansässige Unternehmensberater Clemens Feigel ist zudem EVN-Aktionär. Er hat die Zahlen analysiert: „Die EVN behauptet, dass das neue Kraftwerk 2400 Haushalte versorgen wird. Das bestehende Alt-Kraftwerk versorgt 1200 Haushalte. Die geplante Stauerhöhung und Ausbaggerung bringen nur einen Zugewinn für ca. 400 Haushalte. Der Rest geht auf den Einsatz besserer Technik wie neue Turbinen zurück, was auch beim alten Kraftwerk umgesetzt werden könnte. Wenn sich die EVN nicht besinnt, wird sie mich, und möglicherweise auch viele andere, wohl als Aktionären und Kunden verlieren…“

Hier sind die Stellungnahmen im Wortlaut einsehbar: UVP-Einsprüche.

Bürgerinitiative für den lebendigen Kamp und prominente Unterstützerinnen: Clemens Feigl, Stefan Glaser, Erni Mangold, Sibylle Steidl, Anne Bennent, Barbara Zohner